Wartburg 353-400 Kübel

Wartburg 353-400 Kübelwagen

Prototyp

Im Juli 1966 begann die Serienproduktion des Wartburg 353, der eine dem Zeitgeschmack der 60er Jahre gestaltete moderne Karosserie in „Trapez-Linie“ aufwies und zum Zeitpunkt der Serieneinführung zu den modernsten Karosseriegestaltungen zählte. Da der Wagen einen tragenden Stahlprofil-Kastenrahmen hatte, planten die Ingenieure und Techniker des Werkes eine Vielzahl von Aufbauformen, wie sie beim Vorgängertyp Wartburg 311 erfolgreich realisiert wurden.

Eine erste Aufgabe nach der Serieneinführung der Limousine und des Kombiwagens „Tourist“ war der Bau eines Wartburg-Coupés, um das Typenprogramm zu erweitern, die Kaufkraft abzuschöpfen sowie den Wagen im Export anzubieten. Da die Presserei im AWE die Produktionskapazitäten beschränkte und Tiefziehbleche im westlichen Ausland gekauft werden mussten, begannen im Jahr 1968 die Arbeiten an einem Coupé mit Kunststoffkarosserie (Wartburg 355). Im Anschluss wurde ein 4-türiger offener Kübelwagen, wie es ihn auch auf Basis der Vorgängertypen IFA F9 und Wartburg 311 gegeben hatte, entwickelt. (Idee und Konstruktion Hans Lehmann im Team unter Rolf Urban)

Weil den Eisenachern klar war, dass es bei einem solchen Fahrzeug bei kleineren Stückzahlen bleiben würde und Investitionen für teure Presswerkzeuge nicht zur Verfügung standen, setzten sie auch hier wie beim 355er Coupé auf eine Kunststoff-Karosserie, jedoch diesmal dem robusten Einsatzzweck entsprechend als durchgefärbte Variante ohne zusätzliche Lackierung der Kunststoffteile.

Die Arbeiten am 353-400 begannen im ersten Halbjahr 1970 und endeten im April 1971. Die Karossen aller sechs gebauten „Funktionsmuster“ mit dem bekannten 3-Zylinder–Zweitaktmotor wurden aus durchgefärbtem glasfaserverstärktem Polyester (GVP) handausgeformt. Für den Kübelwagen 353-400 gab es keinen Auftrag der zuständigen Vereinigung Volkseigene Betriebe Automobilbau (VVB Automobilbau), der NVA oder anderen sogenannten „gesellschaftlichen Bedarfsträgern“ (Polizei, Grenztruppen, etc.). Die NVA erklärte sich lediglich bereit, den Wagen wohlwollend einem Test zu unterziehen. Ein 1971 durchgeführter direkter Vergleich mit dem Trabant Kübelwagen (Typ 601A) machte deutlich, dass mit dem Trabant Kübelwagen ein Fahrzeug für den geplanten Einsatzzweck bereits vorhanden war. Die Arbeiten am Coupé und Kübelwagen mussten daraufhin beendet werden.

Die aus Glasfaser-Polyester hergestellte Karosserie sitzt auf einem serienmäßigen Fahrgestell 353. Der in Schalenbauweise ausgeführte Aufbau in Verbindung mit festigkeitsbedingten Bereichen in Sandwich-Bauweise in Form einlaminierter Luftkammern verleiht dem Fahrzeug eine gewisse Schwimmfähigkeit, die jedoch nicht perfektioniert wurde (Tür-und Pedalboden-Abdichtungen, Handbremsöffnung im Boden, Hochlegen der Auspuffmündung, Antrieb(!)). Es handelt sich ausdrücklich nicht um ein Schwimmfahrzeug! Das geringe Gewicht sorgt für sehr gute Fahrleistungen.

Bis zur Wende dienten die 353-400 unter anderem dem Jagdvergnügen von Partei und dem Ministerium für Staatssicherheit, wobei AWE für die Wartung und Reparaturkosten verantwortlich war. Danach fanden sich manche wieder an ihrem Gestehungsort ein.

 

Baujahr               1970

Fahrzeugkonzeption:   Kübelfahrzeug-Prototyp. 4-türige offene Glasfaser-Polyester (GFP)-Karosserie mit Planenverdeck, mit Kastenprofilrahmen verschraubt, Fronttriebsatz längs.

 

Motor        )

Getriebe     )       wie Wartburg 353

Fahrwerk   )

 

Abmess. LBH    3860 / 1642 / 1410 mm

Leermasse        840 kg

Höchstgeschw. 130 km/h

Bauzeit               1970 – 1971

Stückzahl          6 + 2 Prototypen

 

Im Jahr 1976 erteilte das Ministerium für allgemeinen Maschinenbau, Landmaschinen- und Fahrzeugbau (MALF) einen Auftrag für den Bau von 2 weiteren Fahrzeugen. Nach dem Abbruch der AWE-internen Viertaktmotorenentwicklung versuchte AWE, den Wartburg 353W wenigstens in einer begrenzten Stückzahl für westliche Exportmärkte mit 4-Taktmotoren (Renault bzw. deren Lizenznehmer Dacia) auszurüsten. Im Frühjahr 1978 wurden die 2 Wartburg 353 (BM 400/1400) daher mit Viertakt-Motor, Scheibenbremsen und Knüppelschaltung fertiggestellt. Davon ist ein Exemplar in Privathand und gelegentlich bei Oldtimertreffen zu sehen. Das andere Exemplar gilt als verschollen.

Bei den auf den Bildern gezeigten Exemplar handelt es sich um das erste gebaute Funktionsmuster. Es verblieb bis zum Ende des VEB AWE im Werk und wurde bei der Liquidation von engagierten Mitarbeitern gesichert. Mit Gründung des Vereins AME e.V. im Jahr 1992 kam der Wagen in dessen Fahrzeugbestand. Der Wagen ist fahrbereit und wird bei Veranstaltungen genutzt. Außerdem befindet sich ein 353-400 im Museum Automobile Welt Eisenach im Raum C im Ausstellungsbereich „Forschung- und Entwicklung“ (FuE).

Ein weiteres Exemplar hat der Verein AME e.V. an die „Kloßwelt“ Heichelheim verliehen. Hier werden u.a. mehrere Eisenacher Fahrzeuge in einer kleinen Ausstellung gezeigt. ( https://www.thueringer-kloss-welt.de )